Kunstflug

Im Jahr 2009 bekam ich zum Geburtstag einen Kunstflug mit einer EXTRA 300L geschenkt.
Da ich schon mehrmals gesehen habe, dass bei solchen Flügen Beschleunigungen bis zu 10G entstehen können habe ich die
Einlösung des Gutscheines so weit es ging in die Zukunft geschoben.

2012 war es nun soweit. Der Gutschein verfällt Ende April, also musste ich meinen Mut zusammennehmen und mich in die Maschine setzen.

Auf nach Itzehoe zum Flugplatz „Hungriger Wolf“

 Mein Pilot holte mich vom Tower-Bistro ab und fuhr mit mir zu einer großen Halle.
Als er das große, weiße Rolltor aufschob, lief es mir eiskalt den Rücken runter.

 

Da stand sie nun, eine EXTRA 300L in rot-silber mit einem riesigen, vierflügligen Propeller mit einer schwarz-glänzenden Spitze.
Das Cockpit war mit einer grauen Plane bedeckt und die Öffnung des Geschwindigkeitsmessers war mit einem grauen Schlauch verschlossen.

 

 

Mir kam es vor, als käme sie gerade aus einer Fabrik gerollt.
Super glatt und fusselfrei stand sie vor mir, ich legte meine Hand auf die Tragfläche und fühlte die tadellose Oberfläche.
Ich bewegte das Höhenruder und wunderte mich wie leicht es sich bewegen lies und bemerkte wie meine Beine anfingen zu zittern.
Als sie abgeplant, vorsichtig aus der Halle geschoben wurde und das Tageslicht auf sie fiel,
hat mein Kinn die zitternden Bewegungen der Beine angenommen.

 

 
Ich                                                                                                                      Pilot Sven und ich

 

Ich legte den Fallschirm an und setzte mich in das Flugzeug. Mir wurde erklärt wie ich mich anschnallen muss und wo ich beim Flug
meine „langen“ Beine zu parken habe.
Hups… ich habe auch einen Steuerknüppel und die Pedalen für das Leitwerk.
Blooooß nicht gegen kommen, murmelte ich leise vor mich hin.

Plötzlich ein lautes Summen, 10 Sekunden, dann war wieder Stille. Ich denke mal die Benzinpumpe hat ihre Arbeit begonnen.
Meine Anspannung hat den höchsten Punkt erreicht, ich fragte mich:
Wo bin ich, was mach ich hier?  Jetzt dreht sich der Anlasser, der Motor macht 1-2 Umdrehungen und springt an.
Das ganze Flugzeug vibriert und ich sehe wie das Drehmoment des noch unrund laufenden Motors die Tragflächen nervös hoch und runter schüttelt.

Etwas mehr Schub und wir rollten zur Startbahn. Der Pilot meldete sich,
während er den Motor im Stand mit höherer Drehzahl warm laufen ließ, am Tower an.
"Freigabe für Startbahn 3"……  jetzt geht’s los.

Wir rollten zur Startbahn und Vollgas…. wooow was für eine Beschleunigung… nach gefühlten 50m hob der Pilot das Heck,
wir rollten waagerecht und nahmen Geschwindigkeit auf.
Plötzlich hoben wir ab und gewannen leicht an Höhe. Als ich mir dachte: „oh wie schön“, drückte es mich in den Sitz und meine Wangen hingen auf Kinnhöhe.
Ich wollte irgendeinen Ton von mir geben aber meine Stimmbänder hatten sich im Magen versteckt.

Wir flogen eine leichte Rechtskurve und zogen unsere Gurte nach, indem wir eine halbe Rolle flogen und mit dem Kopf nach unten hingen.
Zwei, drei mal schütteln und wieder eine halbe Rolle. Cooool.  So, jetzt kann’s losgehen.

Was wollen wir fliegen? fragte mich der Pilot.
Schluck…. Ähm mir egal, mach erstmal was Vorsichtiges. OK dann fliegen wir einen leichten Looping.
Dann ging’s kurz runter und vorsichtig wieder Richtung Himmel. Also vorsichtig fand ich das nun nicht gerade.
Mein Kopf konnte sich nicht mehr auf meiner Wirbelsäule halten und wurde an den Sitz gepresst,
mein Headset wollte sich mit meinen Lendenwirbel unterhalten und rutschte hinten vom Kopf. Ich schaute nach OBEN und sah……. den Flugplatz ! Häää?
Und Abwärts….. schneller, schneller und wieder hoch in die Waagerechte.. boooooaaah was für Kräfte,
ich wog mit meinen 80kg nun schlappe 500kg. Unglaublich was dieses Flugzeug aushält. 
Dann noch ein paar gesteuerte Rollen, Loopings, Turns, Vierzeitenrolle u.s.w.

 Nachdem ich zu meiner Bewunderung selber eine Rolle fliegen durfte,
ist mir langsam unwohl in der Magengegend geworden und wollte den Flug lieber beenden.

 Ich habe mir diesen Flug nicht so EXTREM vorgestellt, aber dennoch war es ein unvergessliches Erlebnis,
das ich jedem der sich fürs Fliegen interessiert, wärmstens empfehlen kann.

 


Mein Pilot Karsten und ich :o)

 

Herzlichen Dank an den Piloten Karsten, Sabine und Pilot Sven für dieses tolle Erlebnis.  

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Die Technischen Daten der Maschine

Die Extra hat 300PS, knapp 9 Liter Hubraum auf 6 Zylinder verteilt, Spannweite 8m, Länge 7m, Höhe 2,6m und wiegt ca. 700kg.
Die max. zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 220kt (knapp 400km/h), die max. Steigrate 2400ft/min (ca. 750m/min).
Der Verbrauch beträgt im Reiseflug ca. 45l/h (d.h. 45l auf 250km), im Kunstflug bei Full power 110l/h.
Die max. Belastung der Maschine liegt bei plus/minus 10G (ist jedoch auf 20G  getestet und ist auch dabei nicht gebrochen). Folglich hat sie im
Gegensatz zu vielen anderen Flugzeugen noch nie in der Luft Strukturversagen gezeigt.

 

 

Hier ist noch das Video zusehen welches von einer kleinen Kamera auf der Tragfläche aufgenommen wurde.